
Das Palace Grand Hotel Varese kann bereits auf eine über hundertjährige Geschichte zurückblicken. Die touristische Glanzzeit sowohl des Palace Hotels wie der Stadt Varese liegt in den 1950er und 60erJahren. Damals ziehen ein Filmfestival und die Preisverleihung des Noci d’Oro Prominente aus dem Film- und Showbusiness in das Palace.

Heute ist das Grand Hotel der Ort, wo die Einheimischen ihre Feste feiern: Hochzeit, Weihnachten, Silvester und Ferragosto. Die Zimmer werden von Italienern, von Nord-Süd-Reisenden, die ihre Fahrt für eine Nacht unterbrechen, und von Personen, die ein paar Tage im Grandhotel leben wollen, ohne gleich einen anständigen Monatslohn hinlegen zu müssen, gebucht.


Die Stadt Varese führt im Zentrum einen Einbahnverkehr. Entsprechend aufmerksam gilt es den Weg zum Palace zu finden. Das Hotel liegt auf einem Hügel ein bischen ausserhalb des Zentrums. Eine kurvenreiche Strasse durch einen grossen Park mit altem Baumbestand führt direkt vor den Eingang des Gebäudes. Ein grosser Parkplatz steht kostenlos zur Verfügung. Zu Fuss sind in die Stadt etwa fünfundzwanzig Minuten zu berechnen, wobei 2/3 des Weges an einer Autostrasse entlang führen. Der Hotelbus kann gratis ins Zentrum genutzt werden. Er sollte eine halbe Stunde vorher an der Reception gebucht werden.


Schnell haben wir an der Reception eingecheckt. Das Hotel befindet sich in einem gepflegten Zustand. Alles ist sehr sauber.

Unser Zimmer im fünften Stock bietet eine fantastische Aussicht über den Lago di Varese bis hin zum Monte Rosa Bergmassiv.

Die Zimmer sind gemütlich eingerichtet und am Abend geben die Lampen ein stimmungsvolles Licht.

Die Sonne scheint am Nachmittag ins Zimmer.

Ein Blick ins grosse Bad mit Dusche.


Im Palace Grand Hotel Varse lässt sich auch im Winter formidabel Ferien machen. Die Zimmer und öffentlichen Räume sind sehr gut geheizt.

Die Aussicht in die Schneeberge oder den Morgennebel über dem Varese-See ergänzen die sommerlichen Impressionen.


Die Bar ist der gesellschaftliche Treffpunkt des Grandhotels. Ab elf Uhr vormittags geöffnet, bedient die Bar auch in der Halle und bei schönem Wetter draussen im Park. Die Drinks werden fast zu jeder Tages- und Nachtzeit perfekt zubereitet.

Warme Getränke an der Bar sind im Zimmerpreis inbegriffen. So geniessen wir am Nachmittag in der Halle den Fünfuhrtee, der im Kännchen serviert wird. Dazu werden feine Biskuits gereicht.


Pünktlich zur geheiligten Apérozeit werden wir jeweils in der Bar erwartet. Der Tanqueray-Gin und die Martini-Gläser stehen im Freezer bereit. Marco Olivieri, der freundliche Bartender, hat ihn dort kaltgestellt. So erhalten wir einen unglaublich kalten Matini-Cocktail (EUR 8.50 pro Glas).

Marco ist der Martini-Spezialist. Er hat in den 1990er Jahren sieben Jahre im Savoy in London gearbeitet. Er erzählt uns, dass sie dort pro Tag 100 bis 150 Martinis zubereiten durften. An dieser Stelle muss ich es los werden: Den besten Martini gibt es nicht in London, Paris oder Genf, den besten Martini gibt es bei Marco im Palace Grand Hotel Varese!

Zum Apéro erhalten wir jeweils abwechselnd Chips, Pistazien, gesalzene Nüsse und natürlich Oliven. Für den letzten Abend hat uns Marco extra ein Glas grosser italienischer Oliven mitgebracht, die sehr aromatisch sind und ein idealer Begleiter zu unserem Martini. An dieser Stelle ein Dankeschön an Marco und auch an seinen Kollegen Domenico, der uns am dritten Abend den Martini mit Bravour zubereitet.


Das Restaurant kommt mit einer simplen Karte aus. Wünsche von den Gästen werden gerne erfüllt. Da es in die Stadt zu Fuss relativ weit ist, lohnt sich der Besuch des Hotel-Restaurants auf jeden Fall, vor allem auch nach dem Martini … Wir haben uns gleich nach dem Einchecken einen runden Tisch mit Aussicht reservieren lassen. Hier werden wir die nächsten Abende bei italienischem Essen und Wein lukullisch verbringen.

Am ersten Abend werden wir vom Chef de Service, Signore Claudio bedient. Wir bestellen aus der Karte zwei Salate und zweimal Risotto al Limone, zubereitet mit brodo vegetariano. Dazu ordern wir eine Flasche Barbera d’Alba (EUR 18.-). Die zwei grossen Salatschüsseln, die uns aufgetischt werden, sind nun doch zuviel des Guten! Selbstverständlich dürfen wir uns auch eine teilen.

Erstklassiges Olivenöl und Balsamico di Modena werden dazu gereicht. Die Essig-Flasche ist mit einem Zerstäuber bestückt. So kann der Salat praktisch und zielgenau beträufelt werden - natürlich Treffsicherheit vorausgesetzt. Während wir die Vorspeise essen, schaut Manjulta auf die steinerne Eidechse auf dem Fenstersims. Signore Claudio beobachtet dies. Er kommt an unseren Tisch und erzählt stolz, dass er diese Steinfiguren in der Freizeit selbst anfertigt. Kompliment!

Am zweiten Abend probieren wir neben der Salatschüssel, die vielfältig mit Blattsalat, Karotten, Gurken, Tomaten und Fenchel bestückt ist, die Pasta mit Tomatensauce und eine Flasche Dolcetto d’Alba (EUR 16.-). Das Pasta-Gericht finden wir ein bisschen langweilig. So sind wir froh, dass uns Signore Claudio für einen anderen Abend noch einen Risotto Milanese versprochen hat.


Doch zunächst kommt der 15.August, an dem bei uns Maria Himmelfahrt und in Italien Ferragosto gefeiert wird, einer der höchsten italienischen Feiertage. Das Palace Grand Hotel offeriert an diesem Abend ein Gala di Ferragosto mit einem fuochi d’artificio (Feuerwerk) um 23 Uhr. An der Reception wird uns mitgeteilt, dass an diesem Abend nur dieses Menu angeboten wird. So überlegen wir, uns dann in der Stadt zu verköstigen. Dabei haben wir allerdings die Rechnung ohne Signore Claudio gemacht. Er offeriert nämlich, extra für uns ein vegetarisches Ferragosto-Diner zusammenzustellen. Gerne nehmen wir dieses grosszügige Angebot an.

Es haben sich zirka fünfzig Leute zur Gala angemeldet. Viele kommen aus der Region Varese, aber auch ein paar Hotelgäste sind darunter. Während die meisten Frauen sich festlich gekleidet haben, kommen einige Männer recht leger daher. Als erstes wird ein Begrüssungsapéro aufgetischt. Dazu gehört der obligate Spumante. Weiter wird im Teigmantel frittiertes Gemüse, das uns an die indischen Pakoras erinnert und sehr fein mundet, serviert.

Als ersten Gang erhalten wir Büffelmozzarella mit aromatischen Tomaten. Danach folgen Gnocchetti mit Salbei und als Hauptgang wird für uns eine Gemüseomlette zubereitet, als Beilage gibts Ofenkartoffeln. An der Gala (EUR 39.-) sind die Getränke inbegriffen. Neben Weisswein steht als Rotwein der Dolcetto zur Wahl. Signore Claudio stellt uns aber einen Chianti aus der Toskana auf den Tisch, der nicht in der Weinkarte steht und der sich mit Jahrgang 2005 auf dem Höhepunkt befindet. Gerne nehmen wir dieses aufmerksame Angebot als Abwechslung zu den Piemont-Weinen an. Als Dessert wird ein Gelato allo zenzero serviert, das auf der Zunge zergeht. Buonissimo!


Von unserem runden Tisch sehen wir nicht nur auf den See und die Landschaft, sondern auch auf einen kleinen Zweiertisch direkt am Fenster. Als wir am ersten Abend am Salat essen sind, kommt plötzlich ein älterer Mann im Smoking und setzt sich an diesen Tisch. Er scheint hier Stammgast zu sein. Wir schmunzeln ein bisschen, da dieser Mann mit Smoking und entsprechender Fliege völlig overdressed ist. So nennen wir ihn Fliege. Er erscheint auch am nächsten und übernächsten Abend zum Dinner. Bei der Bestellung hat er seine Sonderwünsche und er wartet jeweils ungeduldig auf den nächsten Gang. Zum Trinken bestellt er immer Champagner. Anschliessend ans Essen spielt er in der Halle mit einem älteren Paar, das auch im Restaurant isst, Karten. Ueberrascht stellen wir fest, dass sich immer nur auf dem Tisch der Fliege eine brennende Kerze befindet.

In der Halle liegt die Geschichte des Palace auf, in der auch die bekannten Gäste aufgezählt werden. Darin steht unter anderem: Wenn wir auf einem Ecktisch im Restaurant eine Kerze brennen sehen, dürfen wir damit rechnen, dass der bekannte Chirurg Christian Barnard zum Diner erscheint. Barnard ist allerdings im Jahr 2001 gestorben! So fragen wir uns, ob die Fliege in die Rolle von Christian Barnard schlüpft oder das Ganze ein Zufall ist. Für Orson Welles wäre der Fall klar: F for Fake.


Varese ist auch Radrennstadt. 2008 fand hier die Radsport Weltmeisterschaft statt. Und bei unserem Aufenthalt wurde am 17.August 2010 das Radrennen Tre Valli Varesine durchgeführt. Die Stadt war am Nachmittag zum grossen Teil für den Verkehr gesperrt. Sportlich wie wir sind, konnten wir ein paar Fotos schiessen.

Ueber der Stadt kreisten die Helikopter des Fernsehens. Zurück im Hotel wussten wir Dank dieses Lärmes immer, wo sich gerade das Radrennfeld in der Stadt bewegte. Und am Fernsehen in der Bar schauten wir uns den Endspurt und das Champagnerbad des Siegers an. Völlig erschöpft genossen wir noch den Fünfuhrtee.


Giuseppe Sommaruga (1867-1917) war zu seiner Zeit ein angesehener Mailänder Architekt. Er gilt als einer der prominentesten Vertreter des italienischen Liberty-Stils (bei uns Jugendstil genannt). Er baute verschiedene Wohnhäuser und öffentliche Gebäude in Mailand.

Es ist besonders erfreulich, dass das 1911 von Giuseppe Sommaruga erbaute und 1913 eröffnete Palace Grand Hotel Varese immer noch als würdiger Vertreter des Liberty-Stils Gäste aus der ganzen Welt empfangen kann. In ihm erwacht die Zeit der Belle Epoque zu neuem Leben.

Das Hotel hat das 20.Jahrhundert gut überstanden. Hier liessen sich nicht nur gekrönte Häupter nieder, sondern auch Benny Goodman und Louis Armstrong, die im Hotelpark spielten. In den 50er und 60er Jahren war Varese Austragungsort eines Filmfestivals und einer Preisverleihung für Personen aus dem Showbusiness, den “Noci d’Oro”, was dem Hotel ebenfalls zu einer glanzvollen Zeit verhalf.


Giuseppe Sommaruga war auch der Architekt des Grand Hotel Campo dei Fiori, das 1200 Meter hoch über der Stadt Varese gegenüber des Sacro Monte an exponierter Aussichtslage erbaut und 1912 eröffnet wurde. Eine Gondelbahn führte zu diesem Juwel des Jugendstils, das in Italien immer noch viele Anhänger hat. Leider ist das 1968 geschlossene Hotel in einem erbarmungswürdigen Zustand und dient nur noch als Antennen-Halter für Radio und Telefon.


Restaurant: Ristorante, Bar; Zimmer: 112 Zimmer; Adresse: Palace Grand Hotel Varese, Via L. Manara 11, 21100 Varese / http://www.palacevarese.com/


Varese kann für sich den Namen “Gartenstadt” in Anpruch nehmen. Die Stadt hat viele Gärten und Parks und ganz viel alten Baumbestand, was vorzüglich von unserem Panoramfenster aus gesehen werden kann.

Anfangs 20.Jahrhundert glänzte Varese als Ferienstadt. Die Mailänder bauten hier ihre Villen fürs Wochenende. Es wurden Hotels erstellt, wobei das Palace Grand Hotel als Perle noch immer über der Stadt glänzt.

Wirklich touristisch können wir die Stadt heute nicht mehr nennen, was natürlich auch seine Vorteile hat. Wir finden nur mit Mühe in einer Tabaccheria ein paar alte Postkarten. Die Touristen, die wir antreffen, sind oft Italiener.

An der Piazza della Repubblica befindet sich auch das Theater und die Universität von Varese. Unten die Basilika San Vittore mit dem Glockenturm aus dem 16./17.Jahrhundert.


Der Palazzo Estense wurde im 17.Jahrhundert als Residenz für Francesco Ill d'Este erbaut und wird heute als Sitz der Stadtverwaltung genutzt.

Zum Palast gehört eine schöne Parkanlage, welcher als Vorbild die Gärten von Schönbrunn in Wien dienten.


Durch die Altstadt von Varese führt der Corso Matteotti, der zur Fussgängerzone gehört und an dem sich Boutiquen und Pasticcerias unter einer Galerie aneinanderreihen. Wir nehmen am ersten Tag den Fünfuhrtee mit italienischem Gebäck in der altehrwürdigen Pasticceria F.Illi Ghezzi.

Den Frühschoppen an der Sonne genehmigen wir uns in der Pasticceria Zamberletti Angela. Die Fleischhäppchen werden grosszügig gegen aromatische Oliven, Essiggurken und Chips ausgetauscht.

Der Lago di Varese wird gerne von den Einheimischen aufgesucht. Ein Schwimmbad, ein Kinderspielplatz und ein Park laden zum Verweilen. Ein Fahrradweg führt rund um den See.


Nördlich von Varese thront auf 883 Meter Höhe der Sacro Monte.

An klaren Tagen hat man hier oben eine fantastische Aussicht. So soll man den Mailänder Dom und die höher gelegenen Teile von Turin sehen.

Bei unserem Besuch haben wir Blick auf die Stadt und die Seen und natürlich auf das ehemalige Grandhotel Campo dei Fiori.

Der zum Kulturgut der UNESCO gehörende Sacro Monte weist 14 Kapellen auf, die im 17.Jahrhundert erstellt wurden und das Geheimnis des Rosenkranzes darstellen.


Die Wallfahrtskirche auf dem Berg ist innen in üppigem Barock gehalten. Ueber der Kirche befindet sich das Frauenkloster der Romite Ambrosiane. Sie widmen sich der Komtemplation und Meditation.

Unter der Wallfahrtskirche befindet sich eine Aussichts-Terrasse. Welch kraftvoller Ort!

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