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Le Royal Monceau
Le Royal Monceau

Et voilà: Hier ist das neue Le Royal Monceau: Der französische Designer Philippe Starck transformierte den Renaissance-Palast in ein verspieltes und verträumtes Sammelsurium für Gäste auf Zeit. Während er im Le Meurice einer klassischen Inneneinrichtung surrealistische Ausrufezeichen im Sinne Dalis aufsetzte, stand er im Royal Monceau vor der Aufgabe, einen ganzen Palast zu bespielen. Das Ergebnis ist nicht zeitlos wie seine Zitronenpresse für Alessi, aber hinterlässt wohl wunschgemäss viele Fragezeichen. 

Le Royal Monceau
Gegenwärtiges
Le Royal Monceau

Wir fragten uns schon im Vorfeld unseres Besuches im Le Royal Monceau, wie sich ein Grandhotel mit Jahrgang 1928 nach einer vollständigen Renovation , die über 400 Millionen-Euro gekostet hat, anfühlt. Wir betreten den Palast kurz nach 14 Uhr, knapp noch zur Essenszeit. Dies ist wohl der Grund, dass wir gleich in Empfang genommen und wunschgemäss zur Bar geführt werden.

Le Long Bar
Le Royal Monceau

Hier werden wir vom Chef de Service begrüsst und an einen freien Platz mit Blick in den Garten geführt. Ich will ja einen Bericht über die Le Long Bar und nicht über das ländliche Leben in einem Hotel-Garten schreiben. So fragen wir nach einem freien Tisch mit Blick zur Bar. Hier sitzen an einigen Tischen noch Mittagsgäste. Es fällt auf, dass praktisch alle Gäste ein korrektes Tenue tragen. Während es in den alten Grandhotels, ob Meurice, Ritz oder Crillon, aber auch George V, zum Teil massiv an adäquater Kleidung der Gäste mangelt, wird in eher modern gestylten Häusern wie hier oder im Fouquet’s Barrière eine korrekte Kleidung getragen. Auch hier stelle ich fest, dass in Paris zum Herrenanzug oft keine Krawatte mehr getragen wird.

Le Royal Monceau

Nach diesem kurzen Mode-Intervall zurück zu unserer langen Bar, in der im Hintergrund in dezenter Lautstärke Loungemusik läuft. Wir bestellen zwei Martini-Cocktails mit Hayman’s Old Tom Gin, den wir noch nie probiert haben und der hier exklusiv angeboten wird. Mag sein, dass die teuerste Suite EUR 20‘000.- kostet. Umso mehr freut es mich, Ihnen mitzuteilen, dass wir hier den günstigsten Martini von Paris getrunken haben (EUR 18.- pro Cocktail)! Er wird in einem speziellen Cocktail-Kelch serviert, dürfte eine Spur kühler sein, ist aber trocken. Dazu erhalten wir eine Olive und aromatische Mandeln. Zumindest jetzt am Nachmittag werden die Drinks im Hintergrund gemixt, das Barfeeling fehlt somit völlig. Dafür gilt die Barwand mit den roten Türen, passend zu den roten Lampen und dem roten Dach beim Hoteleingang, schon als Stilikone und Erkennungszeichen für das Le Royal Monceau.

Le Royal Monceau

    

Starck's Spiegelkabinett
Le Royal Monceau

Philippe Starcks Konzept für Bar und Salon besteht in der Zusammenstellung eines organisierten Sammelsuriums: Da stehen verschiedenste Tischlampen, dem galerieähnlichen Gang entlang sind Büchernischen in verschiedener Höhe eingebaut, hinter kleinen Glasboxen sind Käfer ausgestellt ... Das Hotel verfügt nur über eine sehr kleine Lobby. So transformiert sich die Long Bar übergangslos in den Le Grand Salon, der als Aufenthaltsraum für Hotelgäste angepriesen wird.

Le Royal Monceau

Den Vogel schiesst Starck mit dem Treppenaufgang zu den Toiletten ab. Hier hängen in luftiger Höhe der Galerie Kronleuchter, die sich in den Spiegelwänden vervielfachen und fast einen Walzer tanzen. Ein Blitz - Hollywood lässt grüssen! 

Orson Welles: "The Lady from Shanghai" mit Rita Hayworth

Wie beim neuen Shangri-La Hotel gibt es hier keinen Toilettenvorraum, sondern die Waschbecken sind in den einzelnen Toiletten integriert. Zwischen Damen- und Herrentoilette wird nicht unterschieden. Nachbesserung verlangen die viel zu dicken und schweren Türen, die sich kaum schliessen lassen.

Historisches
Le Royal Monceau Paris, 1990

Ursprünglich sollte das Le Royal Monceau Hotel Bristol heissen. Das Le Bristol an der Faubourg Saint-Honoré eröffnete nämlich im gleichen Jahr und hatte bereits Limoges-Porzellan mit dem Namenszug bestellt, weshalb man ihm dann grosszügig den Namen Bristol überliess. Nun inspirierte der in der Nähe stehende vornehme Parc  Monceau zum perfekten Namen für einen Palast an der Avenue Hoche: Le Royal Monceau.

Louis Duhayon
Le Royal Monceau, Suite 1928

Ab 1912 betreiben Nonnen des Augustinerordens ein Altersheim auf dem Grundstück. Pierre Bermond, der Besitzer mehrerer Hotels in Frankreich, kauft das Anwesen. Er gibt dem Architekten Louis Duhayon (1884-1963) den Auftrag für einen Palast. Duhayon ist in Sachen grosser Hotelgebäude kein Unbekannter. So baute er 1912 das Hotel Claridge an der Avenue des Champs-Elysées und 1925 das Millenium Hotel am Boulevard Haussmann.

Le Royal Monceau, Le Jardin 1928

Und an die Avenue Hoche stellt er einen Hotel-Palast, in dem es an nichts mangelt: Einen Coiffeursalon mit vierzehn Sitzen, einen Bridge- und einen Ping-Pong-Raum, einen grossen Billardsaal, eine grosse Bar und einen Teesalon. So ausgerüstet startet das Hotel am 1.August 1928 in sein erstes Lebensjahr. Schnell wird es zu einem begehrten Treffpunkt für Politiker, Künstler und Sportler.

General Eisenhower
Le Royal Monceau, 1990

1940 finden im Le Royal Monceau Gespräche zwischen französischen und deutschen Delegationen über einen Waffenstillstand statt. Anschliessend wird das Hotel durch hochrangige Offiziere der deutschen Verwaltung besetzt. Nach der deutschen Besatzung nutzen es die Alliierten unter General Eisenhower und Feldmarschall Montgomery als Hauptquartier.

General Eisenhower im Le Royal Monceau
Ho Chi Minh
Le Royal Monceau, 1990

1947 wohnt Ho Chi Minh während der Konferenz in Fontainebleau, die die Beziehungen zwischen Vietnam und Frankreich regeln, sieben Wochen im Hotel. Ebenfalls im Royal Monceau wird ein Jahr später durch David Ben Gurion und Golda Meir die Geburtsurkunde des Staates Israel unterzeichnet. In den 1970er Jahren gerät das Le Royal Monceau in arabischen Besitz. In den 1990er Jahren steht es kurz vor dem Bankrott.

Alexander Allard
Baustelle Le Royal Monceau, 2010

Im neuen Jahrtausend gibt es einen Hoffnungsschimmer. Für kurze Zeit übernimmt Mandarin Oriental das Haus und lässt es im Jahr 2004 durch den französischen Innenarchitekten Jacques Garcia teilweise renovieren. Doch im Januar 2007 wird das Hotel geschlossen. Grund dafür sind undurchsichtige Besitzerverhältnisse, die in den Nahen Osten führen. Im Juni 2011 eröffnet Mandarin Oriental ein neues Hotel an der Rue St.Honoré, gestaltet von der Innenarchitektin Sybille de Margerie. Und das Le Royal Monceau wird im Jahr 2007 von Alexander Allard erworben, der mit dem Verkauf einer Internet-Datenbank reich geworden ist. Im Juni 2008 wird das Inventar versteigert und anschliessend findet eine „Demolition Party“ statt.

"Demolition Party" Le Royal Monceau, 2008
Philippe Starck
Philippe Starck im Le Royal Monceau

So ist der Weg frei für grosse Renovationsarbeiten unter der Regie von Philippe Starck. Er transformiert das ehemalige Palast-Hotel in ein Desinger-Haus, das durch die Raffles-Gruppe betrieben wird. Das neue Le Royal Monceau verfügt u.a. über eine Buchhandlung, ein kleines Kino und einen Fumoir.

Le Royal Monceau

Einen Ping-Pong-Raum wie zur Eröffnungszeit hat Philippe Starck nicht eingerichtet. Aber sobald die Chinesen kommen, wird dies sicher noch nachgeholt ...

La Cuisine, Le Royal Monceau
Prospekt

Restaurants: La Cuisine – französische Küche, Il Carpaccio – italienische Küche, Le Bar Long ; Zimmer : 149 Zimmer & Suiten; Adresse : Le Royal Monceau, 24, Avenue Hoche, F-75008 Paris / http://www.leroyalmonceau.com/#/fr/home/

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