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Kempinski Hotel Bristol
Kempinski Hotel Bristol

Es ist unglaublich, aber das Kempinski Hotel Bristol am Kurfürstendamm darf sich mit Jahrgang 1952 als ältestes Grandhotel Berlin bezeichnen. Dass die Historie dieses doch eher jungen Hotels auch einen Blick auf die Grandhotels des alten Berlin gestattet, die alle im Krieg zerstört wurden, überrascht ebenso. Und der Ursprung des heute weltweit bekannten Namens Kempinski AG, der für luxuriöse Hotels allerersten Ranges steht, liegt ebenfalls in diesem Haus.   

Kempinski Hotel Bristol
Empfang
Kempinski Hotel Bristol

Wir fahren mit dem Taxi vor. Der Wagenmeister nimmt sofort das Gepäck in Empfang. Nach passieren der Drehtüre - sie ist elektronisch und funktioniert nur, wenn der Gast einzeln durchläuft – stehen wir in der edlen Marmorhalle. An der Reception werden wir freundlich willkommen geheissen. Ein Hoteldiener begleitet uns ins Zimmer.

Kempinski Hotel Bristol

Dass man im Fünfsterne-Hotel aufs Zimmer begleitet wird, ist ja selbstverständlich. Wir finden es sympathischer, wenn die Person an der Reception den Gast aufs Zimmer begleitet statt eines Hoteldieners. So kann zu dieser Person ein persönlicheres Verhältnis aufgebaut werden. Von ihr wird der Gast die nächsten Tage auch erkannt. Nun denn, im Bristol begleitet uns ein Hoteldiener aufs Zimmer.

Kempinski Hotel Bristol

Wir fragen ihn nach Restaurant, Bar und Frühstück. Dazu gibt er nur kurzsilbige Antworten. Seine Aufgabe scheint darin zu bestehen, uns möglichst schnell im Zimmer abzuliefern. Schade. Gäste, die zum ersten Mal das Hotel buchen, sollten im Haus herumgeführt werden.

Kempinski Hotel Bristol
Zimmer
Kempinski Hotel Bristol

Unser Zimmer ist klassisch eingerichtet und hat die Originalgrösse von 1952. Für damalige Verhältnisse ein grosses Zimmer, für heute ein bisschen knapp. Das grosse Fenster lässt viel Licht herein. Abends kann mit den Lampen ein angenehmes Licht hergestellt werden.

Kempinski Hotel Bristol

Wände, Teppiche und Bilder wirken frisch. Mit einer Schiebetüre kann der Eingangsbereich abgetrennt werden. Ein freundliches und warmes Zimmer. Gar nicht fünfsternewürdig und absolut renovationsbedürftig präsentiert sich das viel zu kleine Bad.

Kempinski Hotel Bristol
Gobelin Halle
Kempinski Hotel Bristol

Während in der Lobby der Marmor vorherrscht, gibt der Gobelin Halle ein heller Teppich und edle Hölzer ein freundliches und gemütliches Aussehen. Zwischen alten Gemälden und Gobelins lassen wir uns in bequemen Sesseln und Sofas nieder. Zwei Glas Champagner aus dem Hause Taittinger (EUR 12.-) sind schnell bestellt.

Kempinski Hotel Bristol

Dazu wird eine Nussmischung gereicht, mit kleinem Löffel. Die Gobelin Halle öffnet sich gegen die Lobby und die Laden-Galerie und gilt als eigentlicher Treffpunkt. Snacks und Nachmittagstee werden angeboten, hingegen keine Cocktails. Das Lokal ist gut besucht, aber nicht überlaufen und deshalb auch eher ruhig.

Kempinski Hotel Bristol, Gobelin Halle
Bristol Bar
Kempinski Hotel Bristol

Leider öffnet die Bristol Bar erst um 19.30 Uhr. So ist es hier, ähnlich wie im Hessischen Hof in Frankfurt, fast nicht möglich, vor dem Essen einen Martini-Cocktail zu trinken, wenn man sich an die deutschen Essenszeiten halten will. Wir setzen uns um 19 Uhr in die Gobelin Halle und bestellen zwei Martinis. Der freundliche Kellner will unseren Wunsch erfüllen. Die Barfrau ist schon anwesend und bereitet alles für die Eröffnung der Bristol Bar vor. So mixt sie uns den Cocktail. Wir bekommen einen trockenen, aber nicht kalten Martini. Schade. Nach dem Essen besichtigen wir die jetzt geöffnete Bristol Bar. Dunkles Holz, Ledersessel, blauer Teppich am Boden und Schwarzweissfotos an den Wänden wirken edel. Die Musik ist zu laut und aufdringlich, Gäste hat es in der ersten Wochenhälfte fast keine. In der zweiten Wochenhälfte spielt ein Pianist am Flügel.

Kempinski Hotel Bristol
Kempinski Grill
Kempinski Hotel Bristol

Der Kempinski Grill kann auf eine lange Geschichte zurückblicken. Bereits 1926 wird hier das Weinrestaurant Kempinski eröffnet. Nach Krieg und Zerstörung steht das Restaurant seit Eröffnung des Hotels 1952 wieder für Gäste offen. Lange Zeit gilt es als führendes Gourmetrestaurant West-Berlins. Heute versucht der Kempinski Grill mit traditioneller Einrichtung und Küche seine Nische in der neuen Hauptstadt zu finden. Weisse Tischtücher, edles Glas, Porzellan und Besteck sind ebenso selbstverständlich wie dicke Teppiche, angenehmes Licht, warme Farbtöne und viel Kerzenschein. Nach unserem Besuch sind wir rundum zufrieden. In keinem anderen Hotelrestaurant Berlins fanden wir die Freundlichkeit und Aufmerksamkeit wie hier. Und in keinem fühlten wir uns so wohl wie hier.

Kempinski Hotel Bristol
Kempinski Hotel Bristol

Chef de Service Dirk Hoffmann arbeitet bereits seit 1990 im Kempinski Grill, sein Küchenchef Frank Hokamp kann auf über zehn Jahre zurückblicken. Damit zählen die beiden zu den langjährigen Mitarbeitern. Obwohl das Bristol zu den ältesten Nachkriegshotels gehört, arbeitet hier ein sehr junges Team. An unserem Abend ist das kleine Restaurant gut besucht. Wir haben reserviert und unseren Wunsch nach vegetarischem Dinner rechtzeitig kundgetan. So kann uns Dirk Hoffmann ein attraktives und reichhaltiges Angebot für Vorspeise und Hauptgang unterbreiten, das er mit der Küche abgesprochen hat. Zuerst erhalten wir als Amouse Bouche ein aromatisches Tomatensüppchen. Inzwischen steht der Barbera d’Asti von Coppo auf dem Tisch. Er nennt sich L’Avvocata und mundet mild und ausgewogen. In der Schweiz kann vor allem Coppos Barbera Camp du Rouss erworben werden, der sehr verschlossen wirkt.

Kempinski Hotel Bristol

Als Vorspeise erhalten wir einen Teller mit lauwarmem Gemüse, Ziegenkäse im Teigmantel, Pfifferling-Ravioli, Artischockenkroketten und ein Safransüppchen. Auf dem weissen Teller appetitlich angerichtet lassen wir es uns schmecken. Der Hauptgang beinhaltet Spaghetti-Pasta mit einer grossen Portion Pfifferlingen, dekoriert mit gegrilltem Gemüse. Dazu wird eine rassige Tomatensauce gereicht. Die verschiedenen Aromen harmonieren gut miteinander und wir sind sehr glücklich. Ein grosses Dankeschön in die Küche, die uns fürstlich bekocht hat.

Kempinski Hotel Bristol
Kempinski Hotel Bristol

Ein Dankeschön auch an Dirk Hoffmann, der uns neben dem perfekt gebotenen Service auch noch mit Geschichten über die Anfänge der Kempinski-Restaurants und über die Anfangsschwierigkeiten der neuen Grandhotels in Berlin unterhalten hat. Zur Tradition des Kempinski Grill gehört auch, dass viele Speisen am Tisch zubereitet werden.

Kempinski Hotel Bristol

So gönnen wir uns als Nachspeise die geliebte Crêppe Suzette, die von Frau S. Scharf vor unseren Augen fachgerecht komponiert wird. Zusammen mit dem Vanilleeis ein leckerer Abschluss unseres Gourmet-Abends. Zum Espresso erhalten wir noch Friandises, die uns die Rechnung von knapp 140 Euro mehr als nur versüssen. Der Kempinski Grill gehört zum Höhepunkt unseres Aufenthalts im Kempinski Hotel Bristol.

Kempinski Hotel Bristol, Kempinski Grill
Reinhard's im Kempinski

Die Brasserie mit Terrasse zum Kurfürstendamm nennt sich Reinhard's im Kempinski. Hier kann der Hotelgast frühstücken. Neben einem grossen Buffet darf auch ein einfaches Pariser Frühstück oder eine Omlette bestellt werden.  

Buchempfehlung
Sowohl einen zeitlosen Bericht als auch einen historischen Rückblick mit vielen Fotos finden Sie in meinem Buch: Johannes Roethlin: Deutsche Grandhotels - gestern und heute; Edition Octopus Münster, 2016; ISBN 978-3-95645-663-3; EUR 59.- / CHF 68.
Prospekt
Kempinski Hotel Bristol

Restaurants: Kempinski Grill - traditionelles Gourmetrestaurant, Reihnhard’s - Brasserie, Gobelin Halle, Bristol Bar; Zimmer: 246 Zimmer & 55 Suiten; Adresse: Kempinski Hotel Bristol, Kurfürstendamm 27, 10719 Berlin / http://www.kempinski.com/de/hotels/welcome/

Kempinski Hotel Bristol, Kempinski Bar
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